Wir trauern um unseren Freund und Kameraden Franz (Joe) Haag, der am 13.12.2022 verstorben ist. Er war Träger des Retro Classic Cultur-Award, der nur herausragenden Persönlichkeiten verliehen wird.
Und das war er, eine herausragende Persönlichkeit.
Ich habe ihn vor 15 Jahren kennengelernt. Unser gemeinsames Hobby das Ford Model T hatte uns zusammengeführt. Ich ware gerade dabei eine Ausfahrt im Allgäu auszuarbeiten, als er mich anrief und mir seine Hilfe anbot. Seither waren wir sehr gute Freunde und haben viele Unternehmungen, so auch unsere erste Alpenüberquerung gemeinsam bestritten.
Er hat uns stets beeindruckt: mit seinen Visionen bzgl. der Entstehung und der Zukunft des Elektroautomobils und mit seiner Zähigkeit und Ausdauer mit der er den Krebs bekämpft hat.
Die Ärzte hatten ihn schon vor 6 Jahren aufgegeben. Ich kenne noch die Geschichte, wo ihm eine Hospiz-Begleiterin angeboten wurde und diese dann nach einigen Wochen wieder unverrichteter Dinge ging. Joe wollte nicht sterben und hielt das auch durch.
Ich hatte erst noch vor kurzem ein längeres Gespräch mit ihm. Sein Zustand hatte sich schon verschlechtert, er hatte schon die künstliche Ernährung aktiv, aber er erklärte mir, dass sein Durchhaltevermögen nicht von seinem Kampf gegen den Krebs kam, sondern dass er stets versucht hat mit ihm zu leben
und sich zu arrangieren. So auch noch vor einigen Wochen, als die Ärzte ihn, man muss sagen wieder einmal, aufgegeben hatten. Wir unterhielten uns so am Telefon und er erzählte mir, dass er noch ein Coaching durch einen chinesischen Professor durchgeführt hatte. Er hatte schon wieder Hoffnung geschöpft und seine Worte waren: Reiner, ich glaube ich sterbe jetzt erst mal nicht. Ich will doch noch den 100sten Geburtstag meines Ford Racers erleben. Nächstes Jahr wäre es soweit gewesen.
Joe war ein Einzelgänger und doch ein geselliger Mensch. Kaum im Ruhestand kam er mit der Idee das erste Elektroauto der Welt nachzubauen zu mir. Ich ermutigte ihn und wir präsentierten 2011 auf der Retro Classics den Flockenwagen. Er hatte sorgfältig recheriert und in der ihm eigenen Art den Nachbau konzipiert und dann ausgeführt. Selbst Anfeindungen von Seiten der Nachfahren von Andreas Flocken konnten ihn nicht abbringen. Noch heute ist das Fahrzeug ein begehrtes Ausstellungsstück in ganz Europa.
Aber auch in die Zukunft gerichtet war sein Tun. Er war Berater namhafter Start-ups im Bereich Elektrofahrzeuge und seine Energie steckte er bis zuletzt in Entwürfe und Konzeptionen. Seine Kompetenz in diesem Fachbereich wurde von keiner Seite angezweifelt.
Mit Joe verlieren wir einen Freund und treuen Kameraden. Wir werden sein Andenken ehren und wann immer wir den Flockenwagen sehen, wird auch er vor unserem inneren Auge zu sehen sein.
